KI-Kompetenz als Schlüsselqualifikation

Zwischen Wandel und Weitblick

Liebe Kolleg*innen,

2025 war ein Jahr der Bewegung, der Erkenntnis und der vielen Fragen. Nicht nur die rasante Entwicklung generativer KI-Systeme hat Hochschulen weltweit beschäftigt, sondern vor allem die Frage: Wie begegnen wir dieser Entwicklung strukturell, didaktisch und curricular – nachhaltig und reflektiert?

Denn KI ist längst nicht mehr nur ein Werkzeug für IT-affine Spezialist*innen. Sie ist eine Schlüsselkompetenz geworden, die alle Studienbereiche betrifft; von Betriebswirtschaft über Recht und Gesundheit bis hin zu Sozial- und Ingenieurwissenschaften.

Ein zentraler Impuls kam dabei aus der internationalen Diskussion. In der Juni-Ausgabe der Harvard Business Review wurde es in aller Klarheit formuliert: „Hochschulen und Führungskräfte müssen den Wandel selbst aktiv steuern“ (Ignatius, 2025). Eine Aussage, die auch an deutschen Hochschulen zunehmend an Relevanz gewinnt.

KI-Kompetenz ist heute Entscheidungskompetenz.
Es reicht nicht mehr aus, einzelne Expert*innen auszubilden. Vielmehr benötigen alle Studierenden unabhängig von Fachrichtung oder Berufsziel ein fundiertes, interdisziplinäres Verständnis für den souveränen und verantwortungsvollen Umgang mit KI.

Mit der Geschwindigkeit, in der sich Technologien wie GenAI weiterentwickeln, wächst auch der Bedarf an strukturellen Antworten. Der technologische Fortschritt verlangt nach neuen didaktischen Modellen, angepassten Prüfungsformaten, und nach einer klaren curricularen Verankerung.

Spannende Impulse hierzu lieferte 2025 ein international diskutierter Blueprint (Koelmel, 2025; Capstick, 2025), der eine dreigliedrige Struktur für die Integration von AI Literacy in die Hochschullehre vorschlägt:

  • Pflichtmodul „AI-Literacy“ (6–12 ECTS): Grundlagen zu Datenqualität, Fairness, Bias, Recht, Ethik, Unsicherheit, Explainability und Agenten-Systemen –> verbindlich in allen Studiengängen.
  • Fachspezifische Studios (6–12 ECTS): Praxisnahe Anwendung von KI-Werkzeugen in allen Disziplinen.
  • Capstone-Projekte (6 ECTS): Reale Herausforderungen in Zusammenarbeit mit Praxispartnern inkl. Prototyp, Entscheidungsdossier und Governance-Analyse.
  • Flankiert wird dieses Modell durch begleitende Formate wie Schreib- und Datenwerkstätten.

Daten aus Wirtschaft und Arbeitsmarkt sprechen eine klare Sprache:

  • 66 % der Führungskräfte würden heute niemanden ohne KI-Kompetenzen einstellen (Microsoft & LinkedIn, 2024).
  • Lohnprämien von bis zu 56 % und steigende Jobangebote mit „AI Skills“ zeigen, dass KI-Kompetenz längst zur Beschäftigungsvoraussetzung geworden ist (PwC, 2025).
  • +28 % (~18.000 $ p. a.) Lohnprämie in Stellenausschreibungen mit AI-Skills. Über 50 % dieser Stellen liegen außerhalb der IT: etwa in Business, Management, Recht oder Gesundheit (Lightcast, 2025).
  • In Europa ist die Nachfrage nach KI-Kompetenzen um +330 % gestiegen (2019–2024) (CEDEFOP, 2024).

Diese Entwicklungen zeigen, dass die KI-Kompetenz keine Option ist, sondern eine Grundlage beruflicher Handlungsfähigkeit.

Und gerade für uns als Duale Hochschule, die den Anspruch verfolgt, akademische Qualität mit unmittelbarer Praxisrelevanz zu verbinden, ist dieser Weg nicht nur naheliegend, sondern konsequent!

Vielleicht ist 2026 genau der richtige Zeitpunkt, diese Perspektive noch stärker in unsere Curricula zu integrieren verantwortungsvoll, vorausschauend und im Dialog mit Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.

Ich freue mich auf den Austausch und auf ein Jahr gemeinsamer, spannender Gestaltung!

Freundliche Grüße

Chrysanthi Melanou

Literaturverzeichnis

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